Kolumbanskirche Geschichte

Herz-Jesu-Kirche

Zur Geschichte der Jugendkirche
Ende des 19. Jahrhunderts herrschte in der Seminarkapelle Mariaberg, wie auch in der Pfarrkirche St. Kolumban grosse Platznot. Rorschach zählte damals gegen 13'000 Einwohner (Stickereihochblüte) mit entsprechender Kinderzahl. Ein Kirchbauverein beauftragte Architekt Hardegger, St. Gallen, zur Ausarbeitung eines Projekts. Sammlungen in Rorschach und Umgebung erstrebten die notwendigen Geldmittel. Baubeginn war 1895, die Grundsteinlegung erfolgte durch den Bischof von St. Gallen, Augustinus Egger anno 1896. Zeichen davon sind am Fusse der äusseren östlichen Stützmauer ersichtlich. Eine Baubeschreibung von M. Knoblauch, Beichtiger zu St. Scholastika aus dem Jahre 1900, vermerkt dazu:

«So wurde am 21. April 1896 mit der Fundamentation begonnen und unter reger Beteiligung des katholischen Volkes umstand die grosse Kinderschar die aus dem Erdboden aufsteigenden Mauern, als am 14. Juni die Grundsteinlegung feierlich vorgenommen wurde. Doch in diesem Jahre Schritt der Bau nur langsam voran, denn der sehr regnerische Sommer brachte viele Stockungen. Es kamen noch vor der Einwinterung Chor und Seitenschiffe unter Dach.»

Die Chronik beschreibt den weiteren Fortgang der Bauarbeiten wie folgt:

«Im Jahre 1897 aber wurde der Rohbau von Turm und Kirche glücklich vollendet. Zwar kamen zwei Unglücksfälle vor, doch endeten sie ohne dauernd nachteilige Folgen. Die meisten Arbeiter waren Italiener oder Nordösterreicher. Der Baumeister, Herr Bernhardsgrütter, mit seinem ausgezeichneten Polier Frommelt aus Menzig (Vorarlberg) hatten solid gebaut und durch Verwendung besten Materials es dahin gebracht, dass sich im Frühling 1897 nicht die geringste Senkung, selbst nicht einmal die kleinsten Haarrisse sich zeigten. Die Bausteine entnahm man einem alten Steinbruche nördlich des Gartens von Mariaberg. Als Bindemittel diente Kalk und Cement. Der feste Quaderbau zeigte an allen der Witterung ausgesetzten Stellen den soliden Gotthard-Granit, wie Sockel, Gurten, Abschlussgefirme und Abdecker.»

Die fertig gestellte Kirche wurde am 25. Mai 1899 durch Bischof Augustinus von St. Gallen geweiht. Der Chronist vermerkt dies als «Freuden- und Gnadentag für die Kirchgemeinde Rorschach». Bereits damals sprach man davon, dass «in dieser so materiell gesinnten Zeit der Bau der Jugendkirche den Beweiss geliefert hat, dass sie noch fähig und bereit ist, zur Ehre Gottes und zum Heile der unsterblichen Seelen Opfer zu bringen.». Der Bau der Herz-Jesu-Kirche fiel gerade mit jenem Jahre zusammen, als der Bischof von St. Gallen «seine» Diözese dem göttlichen Herzen Jesu weihte und Papst Leo XIII. den gesamten Erdkreis dem gleichen Geheimnis der erbarmenden Liebe Jesu weihte.

Heutzutage ist die Jugendkirche in Rorschach eine der letzten verbliebenen «Hardegger-Kirchen», die von der architektonischen Genialität des St. Galler Architekten zeugen. Das im schlichten, fast himmelwärts strebenden Stil gebaute Gotteshaus erinnert – wenn im Innern die Lichter brennnen und das Leuchten durch die schlanken Fenster nach aussen dringt – besonders in der kälteren Jahreszeit und bei Dämmerung an einen geheimnisvollen Sakralbau in England. Der dekorative Schmuck des Steinbaues entstand 1898. Die Steinbildhauer Bopp, Rorschach und Hüning, St. Gallen schufen aus den eingemauerten Steinblöcken zierliche Kapitale, Piedestale und Konsolen in Blatt- und Tierornamenten. Da sind Drachen, Eulen- und Bocksgestalten in die Steinträger verbannt.

Das Innere der Kirche wird geprägt durch den Hochaltar. Dessen Erbauer ist der Holzbildhauer Bihler-Traub aus Zwiefalten im Tirol. Der Hochaltar zeigt zuoberst eine Herz-Jesu Statue als Patron dieses Gotteshauses. Dann in der Mitte über dem Tabernakel eine Verkörperung des 42. Psalmes durch einen Hirsch und einer Eule. Auf der linken Seite bemerkt man die Szene in der Christus die Kinder segnet und rechts die Segnung der Kranken.

Unter dem Altartisch ist in der ganzen Breite der Reliquienschrein eingelassen. Dabei handelt es sich um Überreste von Märtyrern aus den römischen Katakomben, eingefasst durch die Schwestern des Rorschacher Klosters St. Scholastika.

Besondere Beachtung verdient die schöne Galerie der zwölf Apostel, begleiten sie gewissermassen den Kirchenbesucher als Wächter auf seinem Gang nach vorne. Diese Figuren erstellte Bildhauer Ferdinand Stuflesser aus St. Ulrich im Tirol.

Zu guter Letzt verdient das Orgelwerk eine genauere Betrachtung. Dasselbe stammt noch als Original von der Firma Goll und Co. aus Luzern und darf auf über 90 Jahre gute Dienste zurückblicken. An der Orgelempore sind die Wappen des während der Bauzeit regierenden Papstes Leo XIII. sowie des St. Galler Bischofs Augustinus Egger ersichtlich.

Text: Stefan Meier
Quellen: 1900, M. Knoblauch, Die neue Herz-Jesu-Kirche in Rorschach
diverse handschriftliche Aufzeichnungen (ohne Autorenangaben)

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