Kolumbanskirche Geschichte

Kirchenschatz

Glanzstücke aus dem Kirchenschatz
Der reiche Kirchenschatz der Pfarrkirche, im wesentlichen aus Zuwendungen des örtlichen Patriziats (18. Jahrhundert) hervorgegangen, kann hier nur mit der Besprechnung einiger herausragender Stücke vorgestellt werden. Jene Objekte, die nicht im liturgischen Gebrauch stehen, sind in einer Vitrine ausgestellt, die sich in der oberen Sakristei befindet (über das Singhaus erreichbar; Anmeldung in der Alten Kaplanei).

Zu den kostbarsten Werken gehört die aus Silberblech getriebene Maria-Immaculata-Darstellung (Maria der unbefleckten Empfängnis über der Weltkugel, welche von der Schlange umwunden wird.) Die noch dem Rokoko zugehörige Figur, in ihrer Würde aber bereits Züge des frühen Klassizismus tragend wurde 1776 vom Augsburger Goldschmid Ignaz Caspar Bertholt (um 1719-1794) vielleicht nach einem Modell des Augsburger Bildhauers Ignaz Wilhelm Verhelst (1729-1792) von 1763/64 in der Kapelle des Meersburger Priesterseminars hergestellt. Als Stifter werden in der Sockelkartusche der äbtische Kammerrat Josef Felix Wutterini und seine erste Frau, Maria Anna Franziska von Bayer (1728-1786) genannt.

Joseph Anton Seethaler (um 1737-1811) in Augsburg verfertigte 1775 für die Pfarrkirche eine silberne Josephsbüste auf reich verziertem Postament mit Reliquienfenster, das zu einer Kartusche ausgestaltet ist. Die demütige Haltung des Heiligen, der seine kraftvoll geformte Linke auf die Burst legt und in der Rechten den Lilienblütenzweig (=Zeichen der göttlichen Erwählung des Heiligen und Symbol seiner Keuschheit) trägt, entspricht jender der Marienstatue (inhaltlich, nicht jedoch formale Gegenstücke). Aus der Bertholt-Werkstatt (in Teilen noch von Vater Franz Ignaz Bertholt, gest. 1762) kommen nebst drei Garnituren an Messkännchen auch acht silberne Altarleuchter. Ältere Stücke wurden kurz nach 1680 von Andreas Meiting (um 1652-1712) und Caspar Riss (gest. 1712), beide in Augsburg tätig, geschaffen.

Maria-Immaculata-Statue von Ignaz Caspar Bertholt
Maria-Immaculata-Statue von Ignaz Caspar Bertholt
Josephsbüste auf Reliquienpostament (1775) von Joseph Anton Seethaler
Josephsbüste auf Reliquienpostament (1775) von Joseph Anton Seethaler
Messkelch (um 1729) von Johann Caspar Lutz
Messkelch (um 1729) von Johann Caspar Lutz
Monstranz (um 1686) von Hans Jakob II Wild
Monstranz (um 1686) von Hans Jakob II Wild

Ebenfalls aus dem 18. Jarhundert stammt ein Gutteil der Kelche. Unter ihnen sticht vor allem die feine Arbeit von Franz Josef Schneider (Augsburg gest. 1762), eine Stiftung des Karl Anton Hoffmann von Leutsenstern (1667-1729) von 1729, heraus. Ganz im Régence-Stil gehalten, zeigen Fuss und Schale Engelsköpfchen und Leidenswerkzeuge. Weitere Kelcharbeiten aus dem gleichen Jahrhundert sind Johann Caspar Lutz und Caspar Xaver Stippeldey (1735-1808), beide in Augsburg, und einem Meister Gim (Meisterzeichen) zuzuschreiben. Letztere, eine Stiftung aus dem Jahre 1766, fällt durch ihren künstlerischen Reichtum auf und dürfte aus dem süddeutschen Raum kommen.

Das Prunkstück unter den vorhandenen Monstranzen ist die Arbeit von Hans Jakob II Wild (Augsburg, wohl 1650-1733), die um 1690 angefertigt worden sein dürfte (Stifter: Johannes Rheiner und seine Frau Elisabeth Hensler, 1638-1702). Der Reichtum des Geräts besteht in der kunstvollen Fassung des herzförmigen Schaugehäuses. Diese, scheinbar emporgehalten durch einen auf dem Knauf des Schafts stehenden Engel zeicht unterhalb des Strahlenkreuzes in kunstvoller Kleinarbeit die Krönung Mariens durch Gottvater und Sohn. Weitere Figuren treten als Isaias (rechts), Samuel (links) und Anna (unten) in Erscheinung.

Erwähnenswert aus dem übrigen Kirchenstzatz ist ein qualitätsvolles Vortragekreuz (wohl vom Rorschacher Goldschmied Lorenz Bachmann, 1649-1727) um 1700 mit hagerem Christuskorpus und den symbolischen Darstellungen der vier Evangelisten an den Kreuzenden der Vorderseite. Auf der Rückseite werden diese Plätze durch die Hl. Kolumban (unten), Gallus und Otmar (oben), Eusebius (rechts), Gabriel (links), zentral durch Gottvater über der Heiligen Familie besetzt. Hervorragendes Hochaltarkreuz von 1775/77 aus der Hand des in Augsburg tätigen Georg Ignaz Baurer (gest. 1790) in den reinen Formen des Rokoko. Ein weiteres Seitenaltarkruzifix von Emanuel Drentwett (Augsburg, 1681-1753), im übrigen anonyme Stücke zwischen 1680 und 1790.

Quelle: Johannes Huber, Pfarrkirche St. Kolumban und Konstantius in Rorschach (1995)
Herausgeberin: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK, Bern.

Der Kunstführer ist zu beziehen beim Sekretariat der Katholischen Kirchgemeinde Rorschach.