Schlosskapelle und Kaplanei Wilen Wartegg
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Fidel von Thurn lies im Südwesten seines grossen Schlossareals Wartegg am 29. Mai 1706 zusammen mit seiner Gemahlin Maria Klara Eva Eleonora von Hedenheim den Grundstein zu einer neuen Kapelle legen. Von Thurn ernannte den Dornbierner Franz Ulrich Thurnherr zum ersten Kaplan. Die sogenannte «Lauretanische Stiftung» verpflichtet den Geistlichen, täglich in der Kapelle die heilige Messe zu lesen, dreimal in der Woche für den Schlossherrn und seine Familie, sowie jeden Abend den Rosenkranz beten oder vorbeten zu lassen. Im Jahre 1732, einige Jahre nach von Thurns Tod wollte der Kaplan neben der Kirche eine Kaplanei bauen lassen. Obwohl er die Unterstützung der Witwe von Thurn hatte, bekämpfte der Sohn Gall Anton dieses Vorhaben. Es kam zu einem Prozess, der jahrelang dauerte und vom äbtischen Gericht St. Gallen an die Nuntiatur in Luzern und von dort an die Kurie nach Rom gezogen wurde. Der Kaplan Thurnherr verlor, doch das Haus war gebaut.
Was der Kapelle Wilen Wartegg an künstlerischem Wert abgeht, wird durch den historischen reichlich aufgewogen. Wappen und Médallions erinnern an die mächtigen Familien Europas. Begonnen bei Kaiser Karl dem Grossen über die Französischen Könige wie Ludwig XIV bis zu den Herzogen von Parma.
Im Wilen Wartegg betete der Geheimagent von Ludwig XVI., Marc-Marie de Bombelles, um Bewahrung für den gefangenen König sowie dessen Gemahlin Marie-Antoinette. Es zelebrierten der emigrierte Pariser Erzbischof Leclerc de Juigné und der Bischof von Chalon-sur-Saône, Jean-Babtiste du Chilleau. Es knieten die letzten Nachkommen der älteren Linie der französischen Königsfamilie der Bourbonen, die Regentin von Parma mit ihren zwei Söhnen und zwei Töchter und ihrem Bruder, der Graf von Chambord. Nach dem ersten Weltkrieg hielten sich Kaiser Karl von Österreich und seine Gemahlin Zita und die kleinen Erzherzöge und Erzherzoginnen in Wilen Wartegg auf. Auch Papst Pius XII. erkundigte sich gerne nach Wartegg.
Nach dem Wegzug der königlichen Hoheiten bildete sich 1924 ein Wartegg-Verein, der den herzöglichen Besitztum verkaufte. Die Kapelle und die dazugehörige Kaplanei ging in den Besitz der Diözese St. Gallen über. Seit 1947 ist das Grundstück im Besitz der katholischen Kirchgemeinde Rorschach.
Heutzutage werden die Kapelle und die Kaplanei für vielerlei Aktivitäten genutzt. Das Gotteshaus dient weiterhin für Gottesdienste und Hochzeiten, die angrenzende Kaplanei wird durch ein vielfältiges, ökumenisches Programm genutzt.
Text: Stefan Meier
Quelle: diverse
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