Kolpingfamilie

Die Anfänge des Gesellenvereins in der Schweiz

Auch in der Schweiz hat sich Adolph Kolping selber um die Ausbreitung der Gesellenvereine bemüht. Er führte verschiedene Korrespondenzen und war dreimal zu Besuch in unserem Land: 1855 in Rorschach, 1859 zur Gründung des dortigen Gesellenvereins in Basel und 1863 in der Ost- und Innerschweiz (u.a. an den Wallfahrtsorten Maria-Einsiedeln und bei Bruder Klaus im Ranft).

Bei seinem Tod am 4. Dezember 1865 existierten in ganz Europa 420 Gesellenvereine. In der Schweiz gelang bis dahin aber nur die Gründung von neun Vereinen: 1853 in Appenzell, 1854 in Rorschach, 1855 in St. Gallen, 1859 in Basel und Freiburg, 1861 in Luzern sowie1863 in Solothurn, Zürich und Schaffhausen. Die drei erstgenannten Vereine gingen allerdings wieder ein, konnten aber zwischen 1866 und 1871 neu gegründet werden.

Nach den Vereinsgründungen in Bern, Wil und Chur (alle 1867) existierten elf Vereine, als Generalpräses Sebastian Georg Schäffer mit dem Präses des Gesellenvereins St. Gallen, dem bischöflichen Kanzler Wilhelm Linden, den ersten Zentralpräses für die Schweiz ernannte.

Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurden über 2'000 der rund 3'000 Gesellen in der Schweiz zum Kriegsdienst in ihre Heimat zurückgerufen. Damit schmolzen viele Vereine fast gänzlich zusammen. Unter der Führung von Zentralpräses Claudius Hirt wurde die Gelegenheit benutzt, dem Gesellenverein ein schweizerisches Gepräge zu geben. Das war für ihn in der Schweiz die Rettung und wurde dem gesamten Kolpingwerk zum Segen.

Zeittafel des Schweizer Kolpingwerke

1853 Gründung des Gesellenvereins in Appenzell (Neugründung 1870)
1854 Gründung des Gesellenvereins in Rorschach (Neugründung 1867)
1855 Gründung des Gesellenvereins in St. Gallen (Neugründung 1866)
1859 Gründung der Gesellenvereine in Basel und Freiburg
1861 Gründung des Gesellenvereins in Luzern
1863 Gründung der Gesellenvereine in Solothurn, Zürich und Schaffhausen
1867 Gründung der Gesellenvereine in Bern, Wil und Chur
1868 16. Mai: Generalpräses Sebastian Georg Schäffer ernennt Wilhelm Linden (St. Gallen) zum ersten Zentralpräses. Damit beginnt der Aufbau eines Zentralverbandes der Gesellenvereine in der Schweiz
1868 19. August: Erste Konferenz der Präsides der Gesellenvereine der Schweiz in Wil SG
1877 4. September: Konferenz der Präsides der Katholischen Gesellenvereine der Schweiz in Einsiedeln (vermutlich die erste eigentliche Zentralkonferenz)
1885 Die Zentralkonferenz in Einsiedeln beschliesst die ersten Zentralstatuten, wählt einen Zentralrat mit drei Mitgliedern und regt die Gründung eigener Krankenkassen und Sparkassen in den Gesellenvereinen an
1889 Zentralkonferenz in Zürich aus Anlass der Einweihung des Gesellenhauses Wolfbach
1914 Die Schweizerische Landesausstellung in Bern verleiht den Gesellenvereinen für ihre soziale Tätigkeit in der Gruppe "Wohlfahrtspflege" die höchste Auszeichnung
1917 Anerkennung der verbandseigenen Kolping Krankenkasse durch den Bund
1918 Die erste Nummer der eigenen Verbandszeitschrift erscheint
1920 Erste Schweizerischer Gesellentag in Einsiedeln
1930 28./29. Juni: II. Schweizerischer Gesellentag in Wil SG mit Weihe der ersten Zentralfahne
1930 Das Verbandssekretariat und die Kolping Krankenkasse erhalten ihren Sitz im Gesellenhaus Wolfbach in Zürich
1936 24. Mai: III. Schweizerischer Gesellentag in Luzern mit 3'000 Aktiv- und 1'500 Altmitgliedern und Festansprache von Bundesrat Philipp Etter
1945 Gründung der Schweizer Kolpingspende, die 100'000 Franken für den Wiederaufbau des Internationalen Kolpingwerkes und als Hilfe an die kriegsgeschädigten Kolpingsöhne in aller Welt aufbringt
1949 Verabschiedung der "Richtlinien für Altkolping"
1953 14. Juni: Einweihung des von Verband und Krankenkasse erbauten Schweizer Gesellenhaus in Oberiberg (heute Hotel Kolping) in Anwesenheit von 1'500 Gesellen
1958 Beginn der verbandlichen Entwicklungshilfe: die ZK in Altdorf beschliesst, drei Entwicklungshelfer für einen Einsatz in Formosa auszurüsten
1963 22.-25. August: Erste Generalversammlung des Internationalen Kolpingwerkes ausserhalb Deutschlands in Schwyz
1965 27.-30. Mai: 1'200 Schweizer Gesellen reisen zum III. Internationalen Kolpingtag nach Köln aus Anlass des 100. Todestages von Adolph Kolping
1965 Wahl des ersten vollamtlichen Zentralpräses
1967 Die ZK in Bern genehmigt neue Statuten, in denen sich der "Schweizerische Katholische Gesellenverein" den neuen Namen "Schweizer Kolpingwerk" gibt
1968 23.-26. Mai: Erste Friedenswanderung des Internationalen Kolpingwerkes von Sachseln nach Einsiedeln
1971 Statutenänderung an der ZK in Wil mit Integration von Altkolping und Öffnung des Verbandes für weibliche Mitglieder
1974 Die Kolping Krankenkasse öffnet sich auf den 1. Juli für Kinder und Frauen und wird damit zur Familienkasse
1977 19.-22. Mai: Jugendkongress mit 750 Teilnehmern aus zwölf Ländern und 25. Generalversammlung des IKW in Luzern
1978 Oktober: Erste "Aktion Brasilien" des SKW für den Bau eines Berufsbildungszentrums in Presidente Getulio
1983 Die Statutenänderung an der ZK in St. Gallen bringt die volle rechtliche Gleichstellung von Altkolping
1991 17. Februar: Dankgottesdienst für die Seligsprechung von Adolph Kolping in der Hofkirche in Luzern mit 1'000 Teilnehmern;
8. Juni: Festakt zur Seligsprechung von Adolph Kolping bei der ZK in Stans;
27. Oktober: Seligsprechung von Adolph Kolping in Rom mit 400 Teilnehmern aus der Schweiz
1992 13./14. Juni: ZK in Bern mit Änderung der Zentralstatuten, neben dem Zentralpräses wird neu ein Zentralpräsident gewählt
Die Kolping Krankenkasse feiert an der ZK in Bern zusammen mit dem Verband ihr 75jähriges Bestehen
1993 26. September: Jubiläumsfeier in Wil SG für 125 Jahre verbandlicher Aktivität des Kolpingwerkes in der Schweiz

Quelle: www.kolping.ch

Paul Konrad
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